Luther und die FrakturIn vielen Köpfen werden Frakturschriften heute vor allem mit dem Dutzendjährigen Reich assoziiert, deswegen eine freundliche Erinnerung an die besseren Zeiten der alten Schrift als Speerspitze der Reformation. Gutenberg hatte im 15. Jahrhundert mit seinen beweglichen Lettern die Voraussetzungen für den Massendruck geschaffen. Zu seiner Zeit wurden überwiegend gotische Texturen als Druckschriften verwendet. Im frühen 16. Jahrhundert entwickelten Andreä und Schönsperger in Zusammenarbeit mit Kaiser Maximilian die Fraktur (siehe z.B. Theuerdank). Martin Luther schickte sein Traktat Von der Freiheit eines Christenmenschen in lateinischer Fassung an Papst Leo X. , doch blieb es zunächst ohne Wirkung. Erst der deutsche Text, in Wittenberger Schrift gedruckt, wirkte wie eine Granate in das Lager der römisch-katholischen Kirche (Kapr). Für die folgenden frühen Reformationsdrucke wurde weiterhin die zur Schwabacher neigende, eher volkstümliche Wittenberger Schrift verwendet. Melchior Lotter d. J., einer von Luthers Druckern, hatte sie aus Leipzig mitgebracht. Überschriften und Titelzeilen setzte Lotter aber schon in schlanken Frakturen, die den Formen des Theuerdank nachempfunden waren. Die Fraktur trat ihren Siegeszug mit der weiteren Verbreitung Lutherscher Druckwerke an und wurde zur evangelischen Schrift. Zum einen unterstützten bekannte Künstler wie Cranach und Dürer diese Schrift, zum anderen half die schmal laufende Fraktur auch, Papier zu sparen und so die enormen Druckkosten zu senken. Im September 1522 erschien Luthers deutsche Übersetzung des Neuen Testaments mit Illustrationen von Lukas Cranach. Die Auflage von 3000 bis 5000 Exemplaren war sehr schnell vergriffen, es folgten bis 1534 insgesamt 85 weitere Auflagen. Einen anderen Grund für den Erfolg der Fraktur nennt uns Pfaffenfeind Ulrich von Hutten: Der Vierzeiler beschreibt treffend die soziale Sprengkraft der Reformation. Zunehmend interessierten sich Schneider und Schuster, ja auch Weiber und andere Idioten für das Lesen. (Luthergegner Johannes Cochlaeus). |
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